Stiftsbibliothek
Die Neustifter Stiftsbibliothek zählt zu den schönsten Bibliothekssälen des süddeutschen Raums und stellt einen über Jahrhunderte hinweg reichenden Wissensspeicher dar. Die Benützung für wissenschaftliche Zwecke ist nach schriftlicher oder telefonischer Voranmeldung möglich. Die Stiftsbibliothek Neustift ist eine Präsenzbibliothek (kein Leihverkehr).
Bibliotheksbestand
Der Bibliothekssaal beherbergt ca. 20.000 Bände; insgesamt umfasst die Neustifter Stiftsbibliothek heute rund 98.000 Bände, die größtenteils aus der Zeit vor 1900 stammen. Bereits Ende des 15. Jahrhunderts zeigte sich der Augsburger Dominikaner Felix Faber in seinem Reisetagebuch über die „gute Bücherei“ in Neustift erstaunt. In der Tat stellt die Stiftsbibliothek Neustift seit dem Spätmittelalter trotz großer Verluste durch mehrfache Brände, im Zuge des Bauernkriegs 1525 und durch die Klosteraufhebung im Jahre 1807 bis heute die größte der zahlreichen Tiroler Klosterbibliotheken dar.
Den größten Schatz der Bibliothek bilden die zahlreichen mittelalterlichen Handschriften aus den verschiedensten Fachgebieten. Der Großteil der handgeschriebenen Bücher stammt aus dem 15. Jahrhundert und belegt anschaulich die kulturelle Blüte des Stifts in jener Zeit. Zum ursprünglichen Bestand zählten auch über 800 Wiegendrucke (Inkunabeln). 1809 wurden zahlreiche Bücher und Handschriften nach Innsbruck gebracht. Nach Wiedererrichtung des Stiftes im Jahre 1816 wurde die Rückstellung der Bücher zwar bereits im folgenden Jahr versprochen, zur Durchführung kam es allerdings erst 1833. Dabei verzichtete Propst Leopold Erlacher auf bereits katalogisierte Bücher, die Inkunabelsammlung und die Handschriften. 99 Kodizes musste Innsbruck aber schließlich aufgrund des Friedensvertrages von St. Germain 1921 an den italienischen Staat übergeben. Diese befinden sich heute wieder in Neustift.
Bibliothekskataloge
Die ersten Kataloge stammen von Franz X. Grass: Er veröffentlichte einen gedruckten Katalog mit dem Titel „Raritas librorum in bibliotheca Neocellensi“ (Buchraritäten in der Neustifter Bibliothek), 1789 folgte ein „Verzeichnis typographischer Denkmäler aus dem 15. Jahrhundert“, im darauffolgenden Jahr ein „Verzeichnis der Büchermerkwürdigkeiten aus dem 16. und 17. Jahrhundert“. Vor wenigen Jahren wurden sämtliche Bücher im Rahmen des Projektes „Erfassung Historischer Bibliotheken“ katalogisiert und sind nunmehr im Opac-Katalog recherchierbar. Die Handschriften der Stiftsbibliothek, ebenso vor kurzer Zeit erschlossen, sind über das Webportal manuscripta.at zugänglich.