Der Chorrock des seligen Hartmann – ein einzigartiges mittelalterliches Kleidungsstück
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde zunächst in der Pfarrkirche von Antholz-Mittertal und danach im Kloster Neustift ein einzigartiges Kleidungsstück verwahrt: nämlich das einzige Exemplar eines Superpelliceums, also eines priesterlichen Chorrocks, das sich aus dem europäischen Mittelalter erhalten hatte. Es soll dem seligen Bischof Hartmann von Brixen gehört haben, der das Kloster Neustift im Jahr 1142 gegründet hat. Heute ist von dem Kleidungsstück zwar leider nur mehr ein kleines Stofffragment vorhanden. Durch eine ausführliche Beschreibung, mehrere Fotos und Maßangaben ist das Superpelliceum jedoch gut dokumentiert. Auf dieser Basis hat das Neustifter Stiftsmuseum bei der Textilrestauratorin Irene Tomedi und dem Kunststicker Andreas Ritter in Bozen eine Rekonstruktion des Chorrocks in Auftrag gegeben. Zusammen mit anderen Exponaten zum seligen Hartmann wird das rekonstruierte Superpelliceum seit Juni 2022 im ersten Raum des Stiftsmuseums präsentiert.
Das Superpelliceum war seit dem Hochmittelalter als liturgisches Untergewand weit verbreitet und wurde gerade von den Augustiner Chorherren auch als Obergewand beim Chorgebet und im außerliturgischen Alltag getragen. Die Bezeichnung „Superpelliceum“ rührt daher, dass man dieses Kleidungsstück gerade in kälteren Gegenden ursprünglich über warmen Pelzröcken („super tunicas pellicias“) angezogen hat.
Der Chorrock des seligen Hartmann bestand aus einem locker gewebten weißen Leinenstoff. An den Hüften und an den Unterseiten der charakteristischen weiten Ärmel wies er schmal zulaufende, unter den Achseln dicht gefältelte Stoffbahnen (Giren) auf. Die Ansätze der Giren waren mit Weißstickereien mit geometrischen Mustern geschmückt.